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Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt diese Momente, in denen die Zeit für einen Moment stehen zu bleiben scheint. Woody Allen beschreibt sie in seinem Film Matchpoint, wo ein Tennisball an der Netzkante tanzt oder am Ende sich eine Münze dreht und je nach Seite, die Geschichte gänzlich anders weiter verlaufen wird. Dem Ausgang der US-Wahl am kommenden Dienstag wird vielfach eine solche Wirkung zugeschrieben – nicht nur für die USA selbst, sondern auch für die weltweite regelbasierte Zusammenarbeit bzw. eine stärkere Blockbildung und bspw. die Klimadiplomatie. Umso wichtiger wird die Rolle von Innovationen und Marktentwicklungen weltweit werden, die wir am gleichen Tag mit IEA Generaldirektor Fatih Birol entlang des neuen World Energy Outlooks diskutieren wollen.

Klar ist, dass ohne eine konsequentere Molekülwende als bislang, die klimapolitischen Zielsetzungen immer unrealistischer werden. Daher adressieren wir das Thema trotz zuletzt mancher Ernüchterung umso mehr, demnächst auf unserer Green Fuels Importkonferenz am 27.11. Ein erfolgreicher Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft weltweit und ein Rechtsrahmen für den Aufbau einer CCS-Infrastruktur bleiben wichtige Elemente für das Gelingen der Transformation. 

Im Notfall wird ein Spiel erst im Tiebreak entschieden - wichtig ist, dass es gewonnen wird. Das ließe sich sicher auch auf alle „Gipfelstürmer“ dieser Koalition übertragen.

Herzlich Ihr

Carsten Rolle
Geschäftsführer, Weltenergierat – Deutschland
In dieser Ausgabe
Neues aus der Geschäftsstelle

Stefan Kapferer zum neuen Weltenergierat-Präsidenten gewählt
10. Oktober 2024, Berlin

  • Weltenergierat-Präsident Dr. Uwe Franke legt sein Amt zum Ende des Jahres nieder 
  • Wahl im Rahmen der Mitgliederversammlung am 10. Oktober 2024
Der amtierende Präsident des Weltenergierat – Deutschland, Dr. Uwe Franke, hat sich dazu entschieden, sein Amt zum Ende des Jahres niederzulegen. Seine Nachfolge tritt Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz Transmission GmbH, am 1. Januar 2025 an. Herr Kapferer wurde einstimmig am 10. Oktober im Rahmen der Mitgliederversammlung zum neuen Präsidenten gewählt. Wir heißen Herrn Kapferer herzlich willkommen!   
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Neues Mitglied: SEFE GmbH stellt sich vor

  • Weltenergierat heißt neues Mitglied Willkommen
  • SEFE: Energie sichern – jetzt und für die Zukunft.
Als internationales Energieunternehmen sorgt SEFE Securing Energy for Europe GmbH für Energiesicherheit und treibt die Dekarbonisierung seiner Kunden voran. SEFE ist entlang der Energie-Wertschöpfungskette aktiv, von der Beschaffung über den Handel bis hin zu Vertrieb, Transport und Speicherung. Dank jahrzehntelanger Expertise im Energiehandel und dem kontinuierlichen Ausbau des LNG-Angebots ist SEFE mit einem jährlichen Vertriebsvolumen von 200 TWh Gas und Strom einer der wichtigsten Lieferanten von Industriekunden in Europa. SEFE beliefert über 50.000 Kunden, von kleinen Unternehmen bis hin zu Stadtwerken und multinationalen Konzernen. Durch Investitionen in saubere Energien und insbesondere in das Wasserstoff-Ökosystem leistet SEFE einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. SEFE beschäftigt weltweit rund 2.000 Mitarbeitende und ist ein Unternehmen des Bundes. 

Wir heißen die SEFE GmbH herzlich Willkommen in unserem Netzwerk!
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Rückblick: Gremiensitzungen 2024
09.-10. Oktober 2024, Berlin

  • Präsidiumssitzung und Mitgliederversammlung abgehalten
  • Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2023
Traditionell fanden rund um den Energietag 2024 die Gremiensitzungen des Weltenergierat – Deutschland statt. Die Geschäftsführung gab einen umfangreichen Bericht zu den Aktivitäten des Vereins der Jahre 2023/2024, zu den Finanzen des Weltenergierat sowie eine Vorschau auf Termine und Projekte in 2025. 

S. E. Francois Delattre, Botschafter von Frankreich, gab als Gast der Präsidiumssitzung am Vorabend des Energietags einen Impulsvortrag zu den energiepolitischen Herausforderungen der neuen Europäischen Kommission und den Potenzialen einer engeren deutsch-französischen Zusammenarbeit. 

Auf der Mitgliederversammlung am 10. Oktober 2024 wurden Vorstand und Geschäftsführung entlastet sowie der Haushaltsplan für die Jahre 2024/2025 bewilligt. Ebenfalls stimmte die Mitgliederversammlung einer einmaligen Erhöhung der Mitgliedsbeiträge in Höhe von sieben Prozent für 2025 zu, die am Vorabend die Mitglieder des Präsidiums ebenfalls befürworteten.

Außerdem wurde Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung, 50 Hertz Transmission GmbH als Nachfolger des amtierenden Präsidenten Dr. Uwe Franke einstimmig von der Mitgliederversammlung gewählt. Die Amtsübergabe wird zum 1. Januar 2025 erfolgen. Dr. Markus Krebber, CEO der RWE AG wurde als Stellvertreter des Präsidenten für weitere drei Jahre einstimmig wiedergewählt.

Protokolle der Gremiensitzungen lassen wir den Gremienmitgliedern in Kürze zukommen.

Weltenergierat als Impulsgeber

Einladung: 2. Green Fuels Import Conference
27. November 2024, Berlin

  • Kooperationsveranstaltung mit en2x 
  • Thema: Molekülwende jetzt. Elementar für morgen. Wie kommen wir zu CO2-neutralen Molekülen? 
Am 27. November 2024 findet von 10:00 bis 19:00 Uhr im Telegraphenamt in Berlin die Green Fuels Import Conference statt, die der Weltenergierat – Deutschland zusammen mit dem Wirtschaftsverband Fuels & Energie (en2x) in diesem Jahr zum zweiten Mal ausrichtet.

Trotz des Ausbaus der erneuerbaren Stromerzeugung wird Deutschland auch in Zukunft seinen Energie- und Rohstoffbedarf größtenteils durch dann zunehmend CO2-neutrale, Moleküle decken müssen. Für die Versorgung mit PtX-Produkten wie Wasserstoff, E-Methanol oder synthetischem Ammoniak sowie biobasierten Fuels und Feedstocks sind Importe aus Ländern mit vorteilhaften Produktionsbedingungen nötig.

Doch wie wird die Transformation für die Unternehmen zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell? Gibt es bereits geeignete Regulierungen und Instrumente für die notwendigen Investitionen? Wie schaffen wir internationale Energiepartnerschaften und Kooperationen mit einheitlichen Qualitäts-, Nachhaltigkeits- und Zertifizierungsstandards? Sind unsere Seehäfen mit der nötigen Importinfrastruktur ausgerüstet?

Seien Sie dabei und diskutieren Sie auf der Green Fuels Import Conference mit Expertinnen und Experten, wie der zukünftige Bedarf an CO2-neutralen Molekülen gedeckt werden kann. Dazu haben Sie die Möglichkeit, vor Ort mögliche Lieferländer und Unternehmen kennen zu lernen und gemeinsam Potenziale für „Grüne Partnerschaften“ auszuloten.

Hier geht es zu weiteren Informationen und zur Anmeldung.
Merken Sie sich den Termin jetzt hier in Ihrem Kalender vor. 
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Rückblick: ENERGIETAG 2024 
10. Oktober 2024, Berlin

  • Jahreskonferenz des Weltenergierat – Deutschland
  • Motto: Wind of Change: Politische Weichenstellungen und ihr Einfluss auf Europas Energiewende
  • Veröffentlichung der Jubiläumspublikation „100 Jahre. Weltenergierat – Deutschland im Wandel der Zeit"
Der Energietag, die Jahreskonferenz des Weltenergierat – Deutschland e.V., fand am 10. Oktober 2024 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin unter dem Titel „Wind of Change: Politische Weichenstellungen und ihr Einfluss auf Europas Energiewende“ statt.

In seiner Eröffnungsrede betonte Dr. Uwe Franke, Präsident des Weltenergierat – Deutschland, dass der World Energy Council (WEC) und der Weltenergierat – Deutschland in diesem Jahr mit Stolz ihr Jubiläumsjahr abschließen. Der Weltenergierat feiert dies mit der Veröffentlichung einer eigens dafür verfassten Publikation „100 Jahre –   Weltenergierat im Wandel der Zeit“. In dem Zusammenhang warf er einen Blick auf die Anfänge des WEC und die erste World Power Conference 1924 in London, unter der Leitung von Daniel Nicol Dunlop. Ganz nach dem Motto „Wind of Change“ teilte Franke darüber hinaus mit, dass er sein Amt des Weltenergierat-Präsidenten nach nunmehr zehn Jahren zum Jahresende niederlegen werde. Er erinnerte in seiner Rede an die Themen und Entwicklungen seit seinen Anfängen beim WEC im Jahr 2014. Damals bereits kontrovers diskutierte Themen wie Kosteneffizienz, Technologieoffenheit und Wettbewerbsfähigkeit haben auch heute nicht an Aktualität in der Debatte um Energieversorgung und Klimaneutralität verloren. Seit nunmehr 100 Jahren hat es sich der Weltenergierat zum Ziel gesetzt, als globales Netzwerk den Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen Ländern zu fördern und von anderen zu lernen, um globale Herausforderungen zu bewältigen. Dies sei jedoch nicht nur Aufgabe des Weltenergierates, sondern vor allem eine gesamtgesellschaftliche. 
In ihrer Keynote warf Mechthild Wörsdörfer, stellvertretende Generaldirektorin der GD Energie der Europäischen Kommission einen Blick auf die Europäische Union (EU) nach den Europawahlen sowie die Herausforderungen der neuen EU-Kommission. Sie hob die Bedeutung des beschlossenen Green Deal hervor, der darauf abzielt, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Zu den bisher erreichten Erfolgen zählen eine gesteigerte Versorgungssicherheit und die Reduzierung der Abhängigkeit von russischem Erdgas von 45 Prozent auf knapp 15 Prozent bis Ende 2023. Zudem wurde der Energieverbrauch um 18 Prozent gesenkt und es konnten neue Rekorde beim Ausbau von Wind- und Solarenergie verzeichnet werden. Für die neue Kommission, die im Dezember ihre Arbeit aufnimmt, liegt der Schwerpunkt laut Wörsdörfer auf der Umsetzung bestehender Gesetze. Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit stehen im Mittelpunkt der Agenda der Kommissions-Präsidentin. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die Vertiefung des Binnenmarktes, die verstärkte Mobilisierung privater Investitionen zur Transformation der Energieversorgung, ein Elektrifizierungs-Aktionsplan, die Senkung der Strompreise, der Ausbau der Wasserstoffwirtschaft sowie die Fortführung des multilateralen Austauschs, insbesondere mit den USA. Der Hauptfokus soll dabei auf der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft liegen. Auf Nachfrage des Moderators des Energietages, Dr. Carsten Rolle, erklärte Frau Wörsdörfer, dass ihr keine Pläne der EU-Kommission bekannt seien, die Regularien zur Produktion von grünem Wasserstoff übergangsweise zu lockern, wie dies Bundesminister Dr. Robert Habeck gefordert hatte.

Stefan Dohler, CEO, EWE Aktiengesellschaft und Präsident des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, warb in seinem Impuls für mehr Pragmatismus. Die Bezahlbarkeit, insbesondere für die europäische Industrie, müsse stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Doch die EU-Vorgaben aus dem delegierten Rechtsakt zur Produktion von grünem Wasserstoff würden die Kosten für die Wasserstoffproduktion erheblich in die Höhe treiben und führten letzlich nicht zu niedrigeren, sondern zu höheren Emissionen, so Dohler. Um die Kriterien für den Import und die Produktion von grünem Wasserstoff zu erfüllen, sei es jedoch unabdinglich, die Kosten zu senken und Investitionen zu fördern. Als Beispiel nennt er EWE. Das Unternehmen habe Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro beschlossen, um seine Wasserstoffprojekte in Europa umzusetzen. Bürokratische Hindernisse und langwierige Genehmigungsverfahren führten jedoch zu zusätzlichen Herausforderungen im Wasserstoffausbau. Eine Vereinfachung der Prozesse sei wichtig, um die Umsetzung der vereinbarten Ziele und Strategien anzugehen. Die Flitterwochen der Diskussionen und Zielsetzungen seien nun vorbei, unterstreicht Dohler. 
In der anschließenden Podiumsdiskussion „Europa im „Super-Wahljahr“ 2024: Nach der Europawahl ist vor der U.S.-Wahl“ erörterten die Diskussionsteilnehmer:innen den Einfluss der Wahlen in der EU und den USA auf die europäische Energiepolitik sowie die transatlantischen Beziehungen und analysierten dabei aktuelle Entwicklungen und mögliche Szenarien. 

An Mechthild Wörsdörfers Impuls anknüpfend, wies Jens Geier, Mitglied des Europäischen Parlaments im Ausschuss für Industrie, Wissenschaft und Energie (ITRE) sowie im Haushaltsausschuss (BUDG), virtuell aus Straßburg zugeschaltet, ebenfalls auf das Potenzial der Europäischen Kommission in den kommenden Jahren hin. Die EU-Wahlen zeigten jedoch auch eine klare Spaltung der Gesellschaft. Eine Mehrheitsbildung im Europäischen Parlament sei zunehmend schwieriger. 26 Prozent der Mitglieder des Europäischen Parlaments lehnen eine Stärkung des europäischen Projekts ab und versuchen gesamteuropäische Lösungen, wie z. B. die Dekarbonisierung der Industrie und das Vorantreiben der Energiewende, zu behindern.  

Olga Bogdanova, Deputy State Secretary, Ministry of Finance in Lettland sowie Präsidentin des World Energy Council Latvia, brachte eine baltische Perspektive in die Diskussion ein und betonte, dass nur eine vereinte Europäische Union mit gemeinsamen Klimazielen die Energiewende und den damit verbundenen Klimaschutz gerecht gestalten und nachhaltig umsetzen könne. Der European Green Deal und die EU-Klimaziele seien eine Chance, die Energiewende voranzutreiben, bestehende Lücken wie Investitionssicherheit und Digitalisierung müssten jedoch geschlossen werden. Nicht nur in Lettland, sondern auch gesamteuropäisch brauche es die Sicherheit, dass sich Investitionen lohnen. Im internationalen Vergleich existiere in Europa zudem nach wie vor eine große Digitalisierungslücke. Ohne Innovationen und Technologieoffenheit bestehe global betrachtet ein starker Wettbewerbsnachteil, welchen es zu überwinden gilt. 

Prof. Dr. Andreas Goldthau, Direktor Willy Brandt School of Public Policy an der Universität Erfurt, wies auf die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hin. Dabei beleuchtete er mögliche Szenarien der U.S. Präsidentschaftswahl und dessen Auswirkungen insbesondere auf die internationale Zusammenarbeit. Die unter Joe Biden geführte Agenda würde mit großer Wahrscheinlichkeit bei einer Regierung unter Kamala Harris weitergeführt werden. Dies beinhalte die Reduzierung fossiler Industrie und den Ausbau erneuerbarer Energien sowie transatlantischer Partnerschaften. Mit einem von Republikanern dominierten Kongress sei der Handlungsspielraum jedoch eingeschränkt. Bei einem Wahlsieg der republikanischen Partei unter Donald Trump seien große Veränderungen, insbesondere in der Klima-, Energie- und Industriepolitik vorhersehbar. Mit einem schnellen Verlassen des Pariser Klimaabkommens sei zu rechnen, das auf die internationalen Ambitionsniveaus ausstrahlen könnte. Die Beendigung vieler internationaler Vereinbarungen sowohl in Bezug auf internationale Sicherheit als auch auf den Handel sei ebenfalls erwartbar. Viele weitere Einigungen seien jedoch nicht einfach kündbar.       

Stefan Dohler erklärte, dass die gesetzten Ziele in Deutschland, wie Klimaneutralität bis 2045, nur durch internationale Kooperation und den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft erreichbar seien. Als einer der größten Wasserstoff-Importeure, ist insbesondere Deutschland auf stabile und verlässliche Wasserstoffpartnerschaften angewiesen. Politischer Wandel sei immer herausfordernd für die Industrie. Langfristige Ziele und die dafür notwendigen Entwicklungen, benötigten Zeit und seien bei stetig politischem Wandel nur schwer umzusetzen. Investitionen und Innovationen gelingen in einem politisch stabilen Umfeld bedeutend besser. 
In ihrer anschließenden Impuls-Rede ging Olga Bogdanova, auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der Energiewende-Finanzierung ein. Sie erklärte, dass zusätzliche Investitionen von mehr als 620 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030 erforderlich seien, um die Ziele des European Green Deal zu erreichen. Die Finanzierung des Green Deal setze sich aus kommunalen, nationalen und internationalen Fördermitteln zusammen und beruhe dabei sowohl auf öffentlichen als auch auf privaten Finanzierungsquellen. In Lettland liege der Fokus vor allem auf privaten Investitionen, wobei öffentliche Mittel bis zu einem Drittel zur Finanzierung der notwendigen Investitionen beizusteuern hätten. Die Investitionsintensität variiere dabei in den verschiedenen Ländern und hänge von der Größe des Landes, der Wirtschaftsstruktur und dem Energieerzeugungsportfolio ab. Um private Investitionen zu fördern, brauche es klare Strategien und Anreize für Unternehmen. Darüber hinaus stellte Bogdanova die World Energy Szenarien (WEC-Scenarios) vor, welche der WEC 2024 erneut veröffentlichte. Bei den Szenarien handelt es sich um einen Vergleich globaler Energieaussichten, der unter Einbeziehung aktueller Trends unterschiedliche, aber ähnlich wahrscheinliche Zukünfte untersucht. Der WEC beschreibt mit diesem Ansatz zwei Szenarien: ROCKS und RIVERS. Im ROCKS-Szenario stünden nationale Eigeninteressen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit für viele Staaten im Vordergrund, während internationale Vereinbarungen und Kooperationen wenig Wirkung haben. Nationale Strategien seien demnach für die Minderung der Treibhausgase zuständig. Im RIVERS-Szenario arbeiten die Nationalstaaten enger zusammen, erzielen jedoch nur mühsam verbindliche Übereinkünfte. Digitaler Fortschritt und Marktdynamiken verändern Energieangebot und -Nachfrage und neue Formen internationaler Zusammenarbeit entstehen.

Eine Besonderheit des Energietags 2024 war die Veröffentlichung der Jubiläumspublikation „100 Jahre – Weltenergierat im Wandel der Zeit“, welche von der Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit zwei Historikern zum 100-jährigen Bestehen des Vereins geschrieben wurde.

Die Autoren der Publikation Dr. phil. Martin Münzel und  Dr. Sebastian Panwitz berichteten gemeinsam von der Gründungszeit des World Energy Council: Deutschland war bereits seit dessen Gründung durch den schottischen Unternehmer Daniel Nicol Dunlop und auf der ersten Weltkraftkonferenz 1924 in London vertreten, jedoch musste dies so kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gegen einige Wiederstände verteidigt werden. 1930 richtete Deutschland die Konferenz mit beachtlichen Besuchszahlen in Berlin erstamalig selbst aus. Zu den prominenten Gästen zählte auch Albert Einstein, der dort auf seine bekannte Relativitätstheorie verwies. Die zweite Weltenergie-konferenz in Deutschland fand 1980 in München inmitten des Wahlkampfes zwischen Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauß statt. Weitere erstaunliche Hintergründe der Vereinsgeschichte wurden aus sämtlichen Archiven geborgen.

Maira Kusch, Büroleiterin der Geschäftsstelle des Weltenergierat – Deutschland, betonte die Einbindung der jungen Generation in die heutige Arbeit des Weltenergierat durch das Nachwuchsnetzwerk der Young Energy Professionals (YEPs). Seit 2008 engagieren sich hier junge Mitglieder unter 35 Jahren der gesamten Energie-Branche. Derzeit sind etwa 70 Personen im Netzwerk aktiv. Die Publikation gibt es hier kostenlos zum Download.

Die Veranstaltung schloss mit der Podiumsdiskussion „Windkraft auf hoher See: Globale Potenziale und Perspektiven von Offshore-Windenergie“. Basierend auf der Jahrespublikation „Energie für Deutschland 2024“, wurden die globalen Potenziale und Herausforderungen der Offshore-Windenergie diskutiert. Trotz gestiegener Rohstoffkosten, Engpässen in den Lieferketten und zeitweise fehlender Ausbauperspektiven biete die Offshore-Windenergie weltweit großes Potenzial für eine klimaneutrale Energieversorgung und eine sektorübergreifende Dekarbonisierung. Dabei gelte Offshore-Wind als ein wichtiger Treiber für Innovationen innerhalb der Energiebranche. Um das volle Potenzial auszuschöpfen, brauche die Offshore-Windenergie jedoch verlässliche Rahmenbedingungen und einen langfristig festgelegten Ausbaupfad.

Das Mandat der International Renewable Energy Agency (IRENA) seit der Gründung 2011 sei es, „die Energiewende als Ganzes in allen Mitgliedsstaaten voran zu treiben“, so Kathrin Lipponer, Associate Programme Officer bei IRENA. Im Jahr 2030 würden 500 GW an Offshore-Wind-Erzeugungskapazität benötigt, um das 1,5°-Ziel einzuhalten. Rund 275 GW wären gemäß derzeitiger Planungen auf dem Weg. Optimistischer stimme sie der Innovationsstand, bei dem Europa, gemessen an angemeldeten Patenten, gut vertreten sei.

Christoph Mertens, CEO Summit Renewable Power GmbH sieht den Flaschenhals beim „Ramp-Up“ der Offshore-Windenergie nicht mehr wie noch vor kurzem bei den Genehmigungsverfahren, sondern in der noch kleinen Supply-Chain. Engpässe beim Aufbau von neuen Werkskapazitäten seien absehbar, wie auch bis zum Ende dieses Jahrzehnts ausgebuchte Spezialschiffe zeigen. Er kritisierte zudem die mangelnde Konsistenz bei der Festlegung der deutschen Ausbau-Ziele und die daraus resultierende Unsicherheit bei den Investoren in die Offshore-Wertschöpfungskette. Banken finanzierten Projekte nicht, wenn die Strom-Abnahme nicht vorab geregelt sei. Der Kostendruck aus dem Auktionsdesign werde in die Supply-Chain weitergegeben. Chinesische Turbinen würden zur Erreichung der Klimaziele notwendig sein, ein systemischer Schutz vor Dumping-Preisen ebenso.

Stefan Kapferer, CEO 50Hertz Transmission GmbH, sieht ebenfalls einen Peak bei der Fertigstellung von Projekten um 2030 herum mit der Auswirkung fehlender Verfügbarkeiten bspw. von Konverterplattformen westlicher Hersteller, welche aus Gründen der Absicherung kritischer Infrastruktur vorgezogen würden. Daher plädierte er für eine „kluge Ausrichtung“ der Projekt-Pipeline zwischen 2030 und 2040. Der Stromverbrauch laufe zudem langsamer hoch als vor fünf bis sechs Jahren angenommen. Hier sei demnach ein „Realitätscheck“ der ausgeschriebenen Ziele angebracht. Kapferer verwies zudem auf die bislang ungünstige Kostenverteilung zwischen europäischen Ländern für den Offshore-Ausbau. So seien Stromnachfrage und Optionen für Offshore-Ausbau nicht austariert und bräuchten einen gemeinsam zu diskutierenden Ausgleich.

Patrick Wendeler, CEO, BP Europa SE, beschrieb den strategischen Wandel eines Öl- und Gasunternehmens hin zu einem „integrierten Energieunternehmen“ seit 2020. Zunächst engagiere BP sich in Regionen, in denen bereits integrierte Wertschöpfungsketten vorhanden sind (wie USA und Asien). Der Rahmen in Deutschland sei stabil. Jedoch gebe es lange Zeiträume zwischen Final Investment Decision (FID) und Fertigstellung, sowie häufige Verschiebungen der FIDs auf Investorenseite. Verdienstmöglichkeiten für alle in der Wertschöpfungskette seien wichtig, um im Ganzen erfolgreich zu sein. Learnings, so Wendeler, seien vor dem Hintergrund der Begrenztheit der finanziellen Ressourcen, „nicht alles gleichzeitig zu machen“ und Synergien zu erzielen. Außerdem halte er einen Fokus auf die konsequente Umsetzung der Wind Charter für zentral.

Moderator Dr. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland trug aus dem Panel zusammen: Die Finanzierung der Netze müsse breit abgestützt werden, denn die Strompreise unterschieden sich stark, die Kreditwürdigkeit der Verbrauchenden sei entscheidend für die erfolgreiche Finanzierung der Projekte auf See. Ein vermaschtes Offshore-Netz diene als Zielbild, Offshore in der Ostsee funktioniere nur europäisch gedacht, es bestehe zudem eine Diskrepanz zwischen eigenem Ziel und dem was „wir zu leisten im Stande sind“. Konsistente Ausbauziele hülfen bei der Ausrichtung der Offshore-Wind-Supply-Chain. Internationale Kooperation schaffe die gewünschten Synergien. 

In seinen Schlussworten dankte er allen Redner:innen für ihre wertvollen Beiträge sowie dem Publikum für seine Teilnahme am Energietag 2024.  

Wir danken unserem Partner:
Aus dem globalen WEC-Netzwerk

Save the Date: WEC Baltic Sea Round Table 2024
02.-03. Dezember 2024, Tallinn, Estland

  • Regionalevent von WEC-Mitgliedskomitees im Ostseeraum
  • Diesjähriger Ausrichter: World Energy Council Estland
  • WEC Round Table ab 02. Dezember, Jahreskonferenz von WEC Estland am 03. Dezember
Das estnische Mitgliedskomitee des World Energy Council (WEC) lädt am 03. Dezember 2024 zu seiner Jahreskonferenz ins Hilton Conference Center nach Tallinn, Estland ein. Mitglieder des Weltenergierat – Deutschland sind herzlich dazu eingeladen, daran teilzunehmen. Weitere Informationen zum Programm und der Registrierung folgen zeitnah.

Am Vortag (02. Dezember) wird der traditionelle Baltic Sea Round Table des WEC in Tallinn stattfinden. Hintergrund: Beim Baltic Sea Round Table handelt es sich um eine regionale Veranstaltungsreihe, die seit 2013 stattfindet. Ziel des Regionalevents: Der Austausch der WEC-Ostseeanrainer-Komitees zu aktuellen Herausforderungen und möglichen Lösungen für die nachhaltige Energieversorgung im Ostseeraum. Melden Sie sich bei Interesse an einer Teilnahme an dem exklusiven Austauschformat bei Maira Kusch.
Neues von den Young Energy Professionals (YEPs)

YEP-Netzwerktreffen und Exkursion

  • Spannende Erkenntnisse während YEP-Exkursion im ENSURE-Showroom bei Siemens AG
Zukunftsnetze zum Anfassen und ein eigenes Stromnetz bauen – Am 16. Oktober waren die YEPs in Berlin zu Gast im ENSURE-Showroom bei Siemens und durften am interaktiven Tisch von ENSURE und ZUKUNFTSRAUMENERGIE die Zukunftsnetze zum Leben erwecken. Durch spielerische Ansätze werden (un-)erwartete Zusammenhänge der Energiewende, die Funktionsweise von Energienetzstrukturen sowie das systemische Zusammenwirken aller Komponenten erlebbar gemacht. 

Vielen Dank an Jörn Hartung, Senior Engineer Energy Systems und Projektleiter ENSURE-Showroom für die freundliche Einladung und den interessanten Austausch.
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YEPs beim Energietag 2024
10. Oktober 2024, Berlin

  • Netzwerktreffen der YEPs beim Energietag 2024 in Berlin 
Als Nachwuchsorganisation des Weltenergierat – Deutschland kamen zahlreiche YEPs bei dem Energietag 2024 zusammen und informierten Interessierte vor Ort über das Netzwerk und seine Aktivitäten. Das diesjährige Programm bot eine Fülle von spannenden Vorträgen und Podiumsdiskussionen sowie Zeit für Networking und Austausch. 

3 Fragen an: Dr. Uwe Franke, Präsident, Weltenergierat – Deutschland e.V.
Wir wollen unserem Netzwerk „ein Gesicht geben"! In dieser Rubrik porträtieren wir jeden Monat eine Persönlichkeit aus den Reihen unserer Mitglieder, Partner und dem WEC-Netzwerk:

Dr. Uwe Franke ist seit 2014 Präsident des Weltenergierat – Deutschland. Der promovierte Chemiker begann seine Karriere 1979 bei BP. Von 1985 bis zu seiner Pensionierung 2012 war er in verschiedenen Führungspositionen tätig, unter anderem in London, Brüssel, Lissabon, Hamburg und Bochum. Er war CEO der BP Portugal, CEO der Deutschen BP AG, CEO der Aral AG und zuletzt CEO der BP Europa SE.
 

Dr. Franke bekleidete zahlreiche Führungspositionen  in internationalen Initiativen  und in vielen Verbänden . Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Basalt AG, der ProPep GmbH und der Brahms Oil Refineries LTD. Darüber hinaus ist er Senior Advisor bei IFM Investors und Mentor für Senior Executives bei der Schwarz & Pfeiffer EAP GmbH. Dr. Franke hat in Deutschland die "Charta der Vielfalt" unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel gegründet und wurde zum Botschafter für Vielfalt ernannt.
Frei nach dem WEC-„Issues Monitor“: Was hält Sie als Entscheider der Energiewirtschaft aktuell nachts wach? 
Aufgrund der derzeitigen Energiepolitik sinkt die Versorgungssicherheit, Preise und Kosten steigen, die Energiewende ist nicht bezahlbar, die Ziele können nicht erreicht werden, die Wirtschaft wird geschwächt und teilweise irreversibel beschädigt. Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt, und Investitionen wandern ins Ausland ab. Der Fokus auf Klimaschutz hat die Versorgungssicherheit sowie die Wirtschaftlichkeit vernachlässigt. Ein „weiter so“ kann keine Option sein. Um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten, braucht es mehr Pragmatismus, Flexibilität, Technologieoffenheit. Und die Energiewende muss neu geplant werden. Wir brauchen eine neue Umsetzungsphilosophie und neue Ziele, die machbar, erreichbar und bezahlbar sind.

Welche Innovation im Energie- und Klimabereich wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wir benötigen in den nächsten 10-20 Jahren vor allem Innovationen bei den „grünen Molekülen“ für die Dekarbonisierung in Bereichen, bei denen die Elektrifizierung nicht funktioniert. Denn ohne diese Moleküle kann die Energiewende nicht gelingen. Viele Technologien existieren bereits, z. B. für die Herstellung von Wasserstoff und seinen Derivaten oder für die E-Fuels etc., aber sie sind durchgehend noch zu teuer und mit teils hohen Energieverlusten verbunden. Die Innovationen werden sich zunächst auf die Effizienzsteigerung und niedrigere Kosten konzentrieren müssen, um den Einsatz der Produkte voranzutreiben. Bei der Herstellung von Wasserstoff halte ich die Plasmalyse für sehr vielversprechend. Sie hat das Potenzial, die Kosten um einen Faktor 2-4 zu senken. Zusätzlich erhoffe ich mir Innovationen bei CCS, denn die globale Transformation braucht CCS in riesigem Ausmaß. Auch hier muss der Fokus auf Effizienz und Kosten liegen. 

Welchen Mehrwert ziehen Sie persönlich aus Ihrer Mitgliedschaft im Weltenergierat? 
Ich bin in einem internationalen Umfeld groß geworden. Die Arbeit mit einem großartigen, kompetenten, einsatzfreudigen Team und mit einem globalen Netzwerk macht mir viel Freude. Seit nunmehr 100 Jahren hat es sich der Weltenergierat zum Ziel gesetzt, als globales Netzwerk den Dialog mit anderen Ländern zu fördern, den Austausch von Best Practices, von neuen Ideen und Problemlösungen voranzutreiben, um globale Herausforderungen möglichst optimal zu bewältigen. Ich sehe es als meine Aufgabe, dabei zu helfen und auch ein Zeichen in Deutschland zu setzen, dass die Politik über den Tellerrand schaut und nicht nur auf den eigenen Nabel. Deutschland muss von anderen Ländern lernen, wie man die Energiewende erfolgreicher gestalten kann. All diese Punkte sind für mich ein wichtiger Mehrwert.

Grafik des Monats: Überblick über die Bildung und mögliche Ansammlung von geogenem (weißem) Wasserstoff
Geogener Wasserstoff bildet sich v. a. beim Prozess der Serpentinisierung und bei der Radiolyse und kann sich im geologischen Untergrund ansammeln. Es besteht noch erheblicher Forschungsbedarf hinsichtlich der angesammelten Mengen an natürlichem Wasserstoff. Schätzungen zufolge entweichen aktuell etwa 20 Mio. t natürlichen Wasserstoffs pro Jahr aus dem Untergrund in die Atmosphäre. Im Vergleich zu Erdgaslagerstätten wurden bisher keine größeren Ansammlungen geogenen Wasserstoffs gefunden. Ein kürzlich gemeldetes Vorkommen an Wasserstoff im Untergrund einer albanischen Mine ist im Vergleich zu Erdgaslagerstätten nicht groß. Der Fund zeigt jedoch, dass signifikante Mengen an Wasserstoff natürlich vorkommen und wird mindestens die Forschungstätigkeit in Richtung natürlichen Wasserstoffs deutlich bestärken. 

Weitere Informationen  zum Thema finden Sie in unserer Jahrespublikation „Energie für Deutschland 2024“ sowie in der Zusammenfassung des Beitrags „Energie in der Welt - Geogener Wasserstoff".

Termine
Vorstellung des World Energy Outlook 2024 (mit BMWK und BDI)
05. November 2024, Berlin 

2. Green Fuels Import Conference (mit en2x)
27. November 2024, Berlin 

WEC Baltic Sea Round Table
02. Dezember 2024, Tallinn, Estland
E-world energy & water 
11.-13. Februar 2025, Essen

World Energy Week 
20.-25. Oktober 2025, Panama

27. World Energy Congress
26.-29. Oktober 2026, Riad, Saudi-Arabien


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